„Pulverfass Erbe“ war Thema der Talkshow „Nachtcafe“ am 31. Juli 2020
Pulverfass Erbe: Wieviel Dynamit in diesem Thema steckt, offenbarten die offenherzigen Berichte der sorgfältig ausgesuchten Gäste. Moderator Michael Steinbrecher hatte drei Frauen und zwei Männer mit unterschiedlichen Erb-Erfahrungen ins Studio geholt.
- Die Urne des Vaters kann nach einem Jahr immer noch nicht beigesetzt werden, weil ein Richterspruch über die Form der Beerdigung aussteht. Die neue Lebensgefährtin des alten Vaters hatte wohl mit den Tricks einer cleveren Erbschleicherin die einzige Tochter und designierte Alleinerbin ausgebootet. Jetzt stehen sich die beiden Frauen beim Landgericht gegenüber
- Zwei Brüder, der Ältere ein Kinderstar, der in Kinofilmen mitwirkte, haben jeglichen Kontakt abgebrochen. Die Eltern hatten die Filmgagen ihres Ältesten in Immobilien investiert, der Sohn bekam nichts davon. Den Rat eines Anwalts, die Eltern deshalb zu verklagen, verwarf er als junger Erwachsener. Heute bereut er es, denn 2004 schenkten sie ihre Wohnung seinem Bruder, ohne ihm etwas davon zu sagen. Die Schenkungsurkunde bekam er nach ihrem Tod, 2015 , zum erstenmal zu Gesicht. 30 000 Euro wurden ihm als Erbe ausbezahlt. Wut auf den Bruder, Wut auf die Eltern !
- Zwei Schwestern, die 200 Meter auseinander wohnen, gehen sich aus dem Weg, nachdem die verstorbenen Eltern ihr früheres „Nesthäkchen“ beim Erben bevorzugten und eine Generalvollmacht erteilten.
SWR-Moderator Steinbrecher: „Verhärtete Fronten, Neid, Mißgunst: Unglaublich, was ein Erbstreit anrichten kann.“
Angelika Kalwass, die Psychologin in der Runde, erkennt in allen Fällen dasselbe Muster: „Beim Erben geht es nie immer nur um Geld, sondern auch um Wertschätzung und Liebe.“ Die Psychologin urteilt hart über das Verhalten der Erblasser: „Es ist ein Unding, dass Eltern nicht den Mut haben, ihre Entscheidung, zu Lebzeiten zu kommunizieren. Der oder die Benachteiligte bleibt mit der quälenden Frage zurück: „Haben sie mich nicht wertgeschätzt? Warum diese Ungleichbehandlung?“
Kalwass: „Enterbung ist eine menschliche Verletzung.“
Fachanwalt Stephan Konrad, im SWR-Nachtrcafe für die Interpretation der Rechtslage zuständig, hat ebenfalls für konfliktscheue Eltern kein Verständnis. Konrad: „Es ist die Aufgabe des Erblassers, mit seinem Tod keinen Zorn zu schaffen. Wenn er unbequeme Entscheidungen trifft, muss er diese kommunizieren und den Zorn der Benachteiigten zu Lebzeiten auf sich ziehen.“
Der Anwalt erteilt auf Grund der Erfahrungen in seiner Praxis einen weiteren wichtigen Rat: Es sei notwendig, ein klares und eindeutiges Testament zu hinterlassen. Die schlimmsten Fehler, die man machen könnte: Aus dem Internet ein paar Begriffe aufzugreifen und darauf ein Testament aufzubauen.
Pulverfass Erbe!
Sogar eine perfekte Familie mit einem professionellen Testament der Eltern und drei einträchtigen Geschwistern kann in ein Erben-Drama hineinschlittern.
Die Situation: Ein Bruder war behindert, weshalb eine Testamentsvollstreckerin eingesetzt worden war. Sie entpuppte sich als Betrügerin. 200 000 Euro und das gemeinsam geerbte Rosenhaus auf der Insel Föhr, das die Eltern als Familienbesitz sichern wollten, waren nach einem Jahr weg. Das Rosenhaus wohl für immer, denn Testamentsvollstrecker haben die Möglichkeit, Immobilien rechtskräftig zu verkaufen, ohne die Erben um Erlaubnis zu fragen. Fachanwalt Stephan Konrad: „Sobald Unregelmäßigkeiten eines Testamentsvollstreckers entdeckt werden, unverzüglich seine/ihre Entlassung beim Amtsgericht/Nachlassgericht beantragen, nicht abwarten.“ Ein Entlassungsgrund ist zum Beispiel , wenn kein Nachlassverzeichnis fristgerecht erstellt wird.
Nachtcafe-Talkshow Fall fünf: Stefan, der Sohn der bekannten Moderatorin Erika Berger, trauert um seine Mutter. Dafür wird er von der Presse „mit Schmutz beschmissen“ (Stefan) er wäre hinter dem Erbe her.