Dieses berühmte Wandbild aus der Falls Road in Belfast kennen alle Touristen, welche die Hauptstadt der Republik Irland besuchen oder den Reiseführer Lonely Planet durchblättern. Es wurde auf eine fensterlose Hauswand gemalt und zeigt überlebensgroß den Freiheitskämpfer Bobby Sands. Er starb 1981 als Folge eines Hungerstreiks im Gefängnis. Rund 100 000 Menschen kamen zu seiner Beisetzung. Sie wurde von hochrangigen IRA-Mitgliedern begleitet, die nach Salvenschüssen unter heftigem Applaus der Anwesenden im Laufschritt davon eilten, während ein Armee-Hubschrauber, der über dem Friedhof kreiste, die Verfolgung aufnahm. In den Jahren 1969 bis 1998 herrschten in Nordirland bürgerkriegsähnliche Zustände. Die IRA (Irish Republican Army) wird als irische Terrororganisation eingestuft.
Bekannte Friedhöfe sind Schauplätze der Geschichte
Bobby Sands und weitere Opfer des Hungerstreiks sind in der Ehren-Urnen-Grabanlage des „new republican plot“ auf dem Milltown Friedhof in Belfast beigesetzt. Es ist ein magischer Ort: politisch, menschlich, künstlerisch. Die Zahl Einwohner, die auf dem 1869 eröffneten katholischen Friedhof ihre letzte Ruhe fanden, wird mit 200 000 angegeben. Hier liegen bekannte irische Politiker, Bürger und Künstler. Belfast Besucher, die nicht auf dem Friedhof waren, haben sich um eine nachhaltige Erinnerung betrogen.
Das Gelände ist in Grabfelder eingeteilt
Der Friedhof ist in„plots“ eingeteilt. Das sind Grabfelder, in der Menschen gleicher Herkunft oder Gesinnung beerdigt wurden. In einem plot sind zum Beispiel die Opfer der Spanischen Grippe aus den Jahren 1918/1919 beerdigt.
In Stein gemeißelte betende Hände oder Hände, die ein Kreuz halten, sind auf Friedhöfen nicht ungewöhnlich. Im „republican plot“ lässt sich die Faust auf einem Grabstein als Körpersprache des Verstorbenen lesen, der im oder für den Kampf starb. In anderen Plots überwiegen die Symbole christlicher Frömmigkeit.
Ruhe und Nachdenklichkeit
Wer die langen Wege entlang schreitet, wer die vielfältgen Grabsteine auf sich wirken läßt und wer die Inschriften entziffert, verlässt den Friedhof nachdenklicher als manchen Konzertsaal oder Gottesdienst. Es gibt Führungen, die den Zweck haben, den Besuchern die wichtigsten Gräber zu zeigen und ihren Hintergrund zu erklären. Milltown ist von 9.00 bis 16.00 geöffnet. Der Friedhof ist mit öffentlichem Bus oder Taxi zu erreichen.
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