Der New Yorker Green-Wood Cemetry ist ein High-Light. Er ist der Goldstandard unter den Friedhöfen. Hügel, Teiche, Täler, Spazierwege, eine der größten Freiluftsammlungen von Statuen und Mausoleen des 19. und 20. Jahrhunderts, 7000 Bäume, 125 Vogelarten, die kunstvolle „Historic Chappel“ für Beerdigungen, Trauungen, Konzerte.
Die griechische Göttin Minerva blickt vom höchsten Punkt auf circa 550 000 Gräber herab und mit ihrem erhobenen Arm grüßt sie vom New Yorker Stadtteil Brooklyn aus die Freiheitsstatue auf der anderen Seite der Stadt an der Hafeneinfahrt . Im Winter, wenn die Bäume ohne Laub sind, ist die Sicht am besten.
Picknickkörbe zwischen Gräbern
Es ist bedeutungsvolles Gelände, hier tobte 1776 die Schlacht von Brooklyn. Es ist naturkundlich bemerkenswerter Boden, bis hierher reichte in der Vorzeit ein großer Gletscher. Und es ist ein reizvoller Tip für New York Besucher, die das World Trade Center den Times Square und den Central Park schon kennen. Im letzten Jahr kamen 330 000 Menschen hierher. Tendenz: steigend.
Ungewöhnlich heute; bemerkenswert der Beginn. Das 1,9 Quadratmeter große Gelände, 1838 als Friedhof eröffnet, wurde sehr bald der Tummelplatz für stadtmüde New Yorker, die hier ihre Picknickkörbe auspackten. Die Popularität, die Familien-Freizeit zwischen den Gräbern und Grünanlagen zu verbringen, beschleunigte Pläne zur Schaffung öffentlicher Parks, darunter des bekannten Central Park in Manhattan.
Auf der 5th Avenue leben, in Green-Wood beerdigt werden
Der Friedhof war im 19. Jahrhundert ein Anziehungspunkt für viele Amerikaner, die auf ihren Reisen zwei Attraktionen nicht verpassen wollten: die Niagarafälle und Green-Wood Cemetry. Die angesehenen Bürger der Stadt hatten den Wunsch, dort begraben zu werden. Die New York Times schrieb 1866: „Es ist der Ehrgeiz der New Yorker auf der Fifth Avenue in Manhattan zu leben und sich zu seinen Vätern in Green-Wood zur (letzten) Ruhe zu legen.“
Leben und Alltag in den Friedhof holen
Hundert Jahre später war die Krise da. Der Aufwand, das große Gelände mit seinen gepflegten Straßen und seinem kostbaren Baumbestand zu pflegen und zu entwickeln, stand im Mißverhältnis zu dem erlahmenden Interesse der Besucher, hierher zu kommen. Es gab Pläne der pessimistischen Verwaltung, nur noch Angehörige der Verstorbenen einzulassen. Die Optimisten des Trust, des Entscheidungsgremiums für alle Friedhofsangelegenheiten, hatten eine bessere Idee. Sie holten das Leben bzw. den Alltag zurück nach Green-Wood. Auf der Angebotsliste stehen Führungen für Vogelkundler, Baumliebhaber und Grabrechercheure. Es gibt Veranstaltungen für Künstler und Kinder. Einmal im Jahr bindet ein Fackelzug zu Halloween auch Jugendliche ein. 2006 wurde das Konzept honoriert. Der Parkfriedhof bekam die Auszeichnung „National Historic Landmark“.

Friedhöfe sehen erfahrungsgemäß so aus: enge Wege, eingefasste Gräber, Blumenschmuck nach Saison und eine viel zu kleinen Aussegnungshalle am Eingang. Auf dem Green-Wood Cemetry schreitet der Besucher durch ein opulentes, im gotischen Stil gebautes Eingangstor, bekannt als „Gothic Archway“. Er blickt auf aufwändige Mausoleen, Grabmale und Obelisken aus länger zurückliegenden Jahrzehnten und auf großzügige Rasenflächen mit schlichten Grabsteinen. Blumen oder Einfassungen fehlen. Die Historic Chappel ist momentan wegen Renovierung geschlossen.
Berühmte Künstler, schlichte Gräber: L. Bernstein, L. C. Tiffany, J-M. Basquiat

Eine der Straßen auf dem Friedhof trägt den Namen: „Battle Avenue“. Hier liegen Soldaten des amerikanischen Bürgerkriegs und die Gefallenen der Schlacht von Brooklyn. Solche Informationen vermitteln die angebotenen Führungen: vorbei an den Gräbern stadtbekannter Wohltäter, von Politikern, Sportlern und außergewöhnlichen Gutmenschen, aber auch Schurken.
Sarah Karins, die 1854 im Alter von 117 Jahren starb, ist die älteste Person, die hier beerdigt ist. Sie lebte im 19. und nicht im 21. Jahrhundert! In einigen Teilen des großen Geländes dominieren spektakuäre Grabmale. Auf besonders gekennzeichneten Abschnitten aus einer Zeit, als gesellschaftliche Grenzen eine wichtige Rolle spielten, sind spezielle Bevölkerungsgruppen beigesetzt, zum Beispiel Sklaven. Alle Grabfelder sind öffentlich zugänglich bis auf die Katakomben, die nur in Ausnahmen für Besucher geöffnet werden.
Berühmte Künstler und Politiker haben häufig unerwartet schlichte Ruhestätten. Man ginge an ihnen achtlos vorbei, gäbe es nicht die braunen Nummern im Friedhofsplan, in dem die prominenten Gräber gekenzeichnet sind. Am Liberaty Path findet man das Grab von Leonard Bernstein, (Komponist der Westside Story), die Kurtisane und Tänzerin Lola Montez ist an der Summit Avenue beerdigt, der Juwelier und Jugendstilkünstler Louis Comfort Tiffany am Vale Path und der expressionistische Maler Jean-Michel Basquiat in der Nähe der Sassafras Avenue.
Besucher können an besonderen Punkten bewundern wie prachtvoll sich Fauna und Flora am Stadtrand einer Metropole entwickeln können, aber auch wie der Klimawandel die Bäume zaust.
Es ist von Vorteil, sich vorher im Internet die Webseite des Friedhofs aufzurufen und sich die Informationen zu holen, die am meisten interessieren.

Auf dem Friedhof wird weiterhin beerdigt.
Gut zu wissen:
Green-Wood ist mit der Subway D zu erreichen, Haltestelle 25 Straße /4th Avenue (Brooklyn). Der Haupteingang liegt circa 100 Meter entfernt auf der 5th Avenue (Brooklyn, nicht Manhattan). Es gibt drei weitere Eingänge. Fort Hamilton Parkway Entrance, Prospect Park West Entrance, Sunset Park Entrance. Wer allerdings einen Eingang verpasst, muss eine längere Strecke am öden Zaun entlang laufen. Das Besucherzentrum verteilt kostenlos Prospekte mit einem Straßenplan. Darin sind die wichtigsten Gräber, architektonischen Sehenswürdigkeiten und die ältesten Bäume verzeichnet. Außer im Winter werden regelmäßig öffentliche oder private Führungen angeboten.