Simon Kuper ist Kolumnist bei der «Financial Times». Er hielt auf dem Podium der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) in Berlin einen Vortrag zum Thema «American Dream». Simon Kuper, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist, beschrieb den Niedergang des amerikanischen Traums und die Inflation der Erben. Ein kurzer Auszug aus der NZZ.
Ererbter Wohlstand: Kuper Wörtlich: „Miami, eine mehrheitlich eher arme Stadt, ist voller Multimillionäre, von denen viele nie einen einzigen Cent selber verdient haben. Und es wundert nicht, dass Amerika heute von einem Erben angeführt wird, der sich selber gerne als Selfmademan anpreist. Trump hat mindestens 413 Millionen Dollar von seinem Vater geerbt, wie die «New York Times» unlängst enthüllt hat. Die amerikanische Gesellschaft spielt Trump in die Hände. Das gilt auch für viele gutsituierte Liberale in Enklaven wie Palo Alto: Sie empören sich lauthals über Trump, während sie ihr Vermögen in Trusts anlegen und ihre Kinder in Privatschulen schicken.“
Führt diese Entwicklung ins Elend? „Das Leben der mesiten Amerikaner gleicht einem Kleinunternehmen, das stets kurz vor dem Konkurs steht. Sie arbeiten fast ununterbrochen und lassen alltägliche Annehmlichkeiten aus, die ein europäisches Leben erst lebenswert machen.
Bei einem Besuch meiner Schwiegereltern in Miami habe ich selber gesehen, wie aus den USA eine von Erben beherrschte Gesellschaft geworden ist. Seit dem Nachkriegsboom haben viele Familien fast achtzig Jahre lang ihren Reichtum akkumulieren können. Die Erbschaftssteuern wurden gesenkt, und jeder Amerikaner kann heute in Nevada oder South Dakota problemlos steuerfreie Trusts einrichten. Die Trump-Verwaltung arbeitet engagiert weiter an solchen Annehmlichkeiten für Reiche.“