Was für eine schillernde Persönlichkeit!
Silvio Berlusconi, gestorben am 12. Juni 2023, war viermal italienischer Ministerpräsident, Frauenheld und, was weniger bekannt ist, ein schlitzohriger Unternehmer, der sich nicht immer an Gesetze hielt. Am Mittwoch, den 5. Juli, hat Notar Arigo Roveda Berlusconis Testament eröffnet.
Der italienische Politiker hinterlässt fünf erwachsene Kinder aus zwei Ehen und die 33-jährige Lebenspartnerin Maria Fascina, die er zwar in einer feierlichen Zeremonie, aber nicht standesamtlich geheiratet hat. Man sagt, um die Nachlassverteilung nicht noch komplizierter zu gestalten.
Das Interesse der Öffentlichkeit konzentrierte sich auf die Familienholding Fininvest. Wer würde dort nach Berlusconis Tod die Mehrheit bekommen? Mit einem Umsatz von rund vier Milliarden Euro ist die Gesellschaft eines der größten und wichtigsten Unternehmen Italiens.
Neue Mehrheiten
Fininvest war eine Angelegenheit des Vaters und seiner Kinder. Seine Frauen hielt er davon fern. Seine älteste Tochter, Marina, 56, besaß bis zur Testamentseröffnung eine Beteiligung von 7,6 Prozent und hatte vom Vater bereits 2005 die aktive Führungsrolle im Unternehmen übernommen. Bruder Piersilvio, 54, gehörten ebenfalls 7,6 Prozent. Er ist der Chef der zu Fininvest gehörigen Fernsehgesellschaft. Die jüngeren Geschwister Barbara, Eleonora und Luigi aus Berlusconis zweiter Ehe mit Veronica Lario sind an verschiedenen Positionen bei Fininvest tätig. Sie besaßen zusammen ein Paket von 21,4 Prozent.
Berlusconi- Spitzname Il Cavalieri – gehörten bis zu seienm Tod 61,2 Prozent der wichtigen Holding. Der 86-jährige war unumstrittenes Familien- und Firmenoberhaupt. Die strategischen Entscheidungen lagen bei ihm. Seine ältesten Kinder aus erster Ehe werden sich nach seinem Tod diese Rolle teilen. Sie erben laut Testament gemeinsam 53 der 61 Prozent. Das ist die wichtigste Nachricht.
Was macht diese Firma so wichtig und hoch profitabel? Die Holding hält interessante Anteile im TV-, Verlags-, Finanz- und Unterhaltungsgeschäft. Die Verlagsgesellschaft Mondadori, das Medienunternehmen MFE oder die Banca Mediolanum gehören u.a. dazu. Die Ertragsperlen der Fininvest sind jedoch ihre Immobilien.
Schon 2006 soll Berlusconi entschieden haben wie es mit den Geschäften weitergehen soll. Er habe es in sparsemen elf Zeilen, berichtet die italienische Nachrichtenagentur Ansa, auf strohgelbem Notizpapier festgehalten. „Alles Übrige hinterlasse ich in gleichen Teilen meinen fünf Kindern Marina, Pier Silvio, Barbara, Eleonora und Lurgi.“
Zum Übrigen gehören exclusive Immobilien wie die Villa San Martino in Arcore bei Mailand, wo Berlusconi lebte, die Sommerresidenz Certosa auf Sardinien und die schlossartige Villa am Lago Maggiore. Außerdem interessante Kunstgegenstäde, die ein reicher Mann wie Berlusconi im Laufe seines Lebens ansammelt.
Seine Partnerin Fascina erbt einen Vermögensanteil im Wert von cira 100 Millionen Euro.
Außerdem hat Berlusconi mehrere Vermächtnisse in seienm Testament angeordnet, u.a. für seinen jüngeren Bruder Paolo und seine politischen Weggefährten Marcello dell`Ultri.
Seine Leidenschaften: Neben Frauen auch der Fußball
Silvio Berlusconi leistete sich auch Engagements, bei denen nicht das Geld im Fokus stand. Dazu gehört der Fussballklub Monza, den Berlusconi nach dem Verkauf des AC Milano erworben hatte. Die Erben sollen sich darauf geeinigt haben, den Fußballclub zu verkaufen. Es laufen laut La Stampa bereits Verhandlungen mit einem griechischen Investor und amerikanischen Investoren.
Aktuell sieht es so aus als ob das Erbe gut geregelt ist. Es bleibt spannend, ob der Familienfrieden bei der Aufteilung der millionenfachen Sachwerte und der Neuordnung der Mehrheitsverhältnisse hält.